// il faut imaginer S. heureux
Alina Darmstadt, Jens Lay, Line Krom, Melissa Henderson, Oliver Hentrich
Kuratiert von Aline von der Assen
Galerie in der Klosterpresse
Paradiesgasse 15
60326 Frankfurt
Eröffnung Freitag 2. Mai, 19 Uhr
zur Eröffnung spricht Robyn Doty
Dauer 3. Mai bis 18. Mai 2014
Öffnungszeiten Samstag und Sonntag
3. + 4., 10. + 11., 17. + 18. Mai
14 bis 17 Uhr
„Einmal Spitzen schneiden, bitte.“ klingt in den Ohren eines Friseurs wie: ,Il faut imaginer S. heureux‘
Warum im Kunstkontext ein Verweis auf eine ungeliebte Tätigkeit (m)eines Friseurs? Nicht, dass eine Ausstellung, die im Titel auf Camus Philosophie des Absurden Bezug nimmt, zwangsläufig irgendeinen Sinn ergeben müsste… dennoch, die Ableitung ist deutlich: die minimalistischen Handlungen des Friseurs verweisen auf das Dienstleistungsgewerbe bzw. die ,Service Economy‘, die keine physisch greifbaren Produkte herstellt. Dieser gesellschaftlich-strukturelle Wandel macht auch vor dem Künstleratelier nicht halt. In der zeitgenössischen Kunstproduktion, werden vermehrt Schaffensprozesse aus dem Atelier auslagert, die Herstellung von Kunstwerken wird Zufällen oder (modernen) Technologien überlassen und teilweise wird gänzlich auf die Produktion von Kunstobjekten im klassischen Sinne verzichtet.
Es ist eine deutliche Abkehr vom Produzierenden- hin zum Dienstleistungsgewerbe in den Künsten spürbar – die Handlung des Kunstschaffenden als Performance erhält in diesem Kontext eine neue Bedeutung, wie der Britische Theater- und Performance Wissenschaftler Nicholas Ridout feststellt.
Die Ausstellung il faut imaginer S. heureux zeigt Arbeiten von fünf Künstlern, die sich auf unterschiedliche Weise mit Gesten und Bewegung auseinandersetzen. In den Kunstwerken wird das performative Element betont, dabei steht nicht der grosse Wurf im Vordergrund, sondern die minimalistische Geste.
Darmstadt fordert in ihren Arbeiten den Betrachter heraus sich mit einer Bewegung zu konfrontieren, die vom Auge nicht wahrgenommen werden kann, sondern die sich nur in der Veränderung eines statisch aussehenden Produktes am Boden formiert. Hier entstehen in dem eigentlich sehr plumpen Material Bitumen, weder auf- noch anzuhaltende bizarre statische Formen, die zu einer sonderbaren Balance zwischen Improvisation und Funktion, Perfektion und Chaos und Vergehen und Materialisieren herausfordern.
Die Evidenz der autonomen bildnerischen Mittel ist die Inhaltsebene der Arbeiten von Jens Lay. Scheinbar zufällige Linien und Formen bewirken absurde Assoziationen, die sich in einer Art irrationaler Erkenntnis festigen und den Denkprozess von der dinglichen Welt lösen.
„Der Galerieraum als Gegenentwurf zur Alltagswelt kreiert eine künstliche Atmosphäre, die glauben macht, dass eine Veränderung von hegemonialen Vorstellungen und Konstrukten denkbar und damit möglich wäre.“ Krom zitiert in ihren Arbeiten sozial-utopistische Entwürfe der Moderne und deren ästhetisch-programmatischen Realisierungskonzepte, die sie im Sinne des postmodernen Stil-Eklektizismus und vor dem Hintergrund aktueller sozial-ökonomischen Bedingungen neu kontextualisiert.
Henderson untersucht die Beziehung zwischen unbewusstem und bewusstem Handeln in der künstlerischen Arbeit. Kontrolle kombiniert sie mit Zufall, unerwartet Gefundenes und unabsichtlich Entstandenes mit bewussten Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen. Mit unterschiedlichen künstlerischen und nicht-künstlerischen Methoden werden Un- bzw. Zufälle in das Kunstwerk einbezogen, ähnlich einem Versprecher, der Verborgenes zum Vorschein bringt, und den der Sprecher versucht in den Redefluss einzuflechten.
Oliver Hentrich
Hentrich arbeitet im Spannungsfeld zwischen Hinzufügen und Abtragen. Als Maler interessieren ihn klassische Sujets, insbesondere Porträtmotive. Im Alltag, vor allem in Print- und Digital-Medien, haben diese Bilder eine verstärkte Veränderung erfahren und produzieren ihrerseits neue Sehgewohnheiten, die sich auf das Individuum auswirken. Inwieweit es möglich ist, eigene ästhetische Kriterien zu entwickeln, wenn man ständig, meist unbewusst, manchmal sich bewusst diesen aussetzend, von Bildern, Images und Messages umgeben ist?